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Psychotherapeutische Behandlung von Zwangsstörungen

13. November 2024, Dr. phil. Lorena Eisenegger

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Menstruationsbeschwerden: Wehwehchen oder ernstzunehmende Problematik?

70-90% aller Frauen leiden in der zweiten Zyklushälfte, insbesondere in der prämenstruellen Woche, unter körperlichen und psychischen Veränderungen. Bei rund einem Drittel aller Frauen sind prämenstruelle Beschwerden so stark ausgeprägt, dass sie einen ernstzunehmenden negativen Einfluss auf das körperliche und psychische Wohlbefinden haben. In der reproduktiven Phase ihres Lebens menstruieren Frauen durchschnittlich während 6 Tagen pro Zyklus – aufgerechnet menstruieren Frauen etwa während 8 Jahren ihres Lebens. Obwohl die Hälfte der Weltbevölkerung (nämlich alle Frauen) während der fruchtbaren Phase menstruiert, wurde der Einfluss des Menstruationszyklus auf das körperliche und psychische Wohlbefinden lange unterschätzt und entsprechend wenig untersucht. Erst 2013 wurde die prämenstruelle dysphorische Störung (PMDS) ins internationale Diagnosesystem für psychische Erkrankungen DSM-5 erstmals als eigenständige affektive Störung aufgenommen.

Was ist eine prämenstruelle dysphorische Störung (PMDS)?
Prämenstruelle Beschwerden werden dann als PMDS bezeichnet, wenn mindestens 5 der folgenden Symptome prämenstruell auftreten, während der meisten Menstruationszyklen im vergangenen Jahr. Die Symptome treten in der Woche vor Menstruationsbeginn auf, bessern sich während der Menstruation und verschwinden bis zur Zyklusmitte.

  • Deutliche Affektlabilität (z.B. Stimmungsschwankungen, gesteigerte Empfindlichkeit, weinen, traurig sein)
  • Deutliche Reizbarkeit oder Wut oder vermehrte zwischenmenschliche Konflikte
  • Deutliche depressive Verstimmung, Gefühl der Hoffnungslosigkeit, selbst herabsetzende Gedanken
  • Deutliche Angst, Anspannung und/oder Gereiztheit und Nervosität
  • Verringertes Interesse an üblichen Aktivitäten
  • Gefühl, sich nicht konzentrieren zu können
  • Lethargie, erhöhte Ermüdbarkeit, deutlicher Energieverlust
  • Veränderung des Appetits, Verlangen nach bestimmten Lebensmitteln
  • Schlaflosigkeit oder vermehrter Schlaf
  • Gefühl des Überwältigt-Seins oder von Kontrollverlust
  • Körperliche Symptome wie Brustempfindlichkeit, -schwellung, Gelenk- oder Muskelschmerzen, sich-aufgedunsen-Fühlen, Gewichtszunahme

Wie viele Frauen sind von der prämenstruellen dysphorischen Störung (PMDS) betroffen?
3-8% aller Frauen leiden unter dem Vollbild einer PMDS, weitere 18-35% leiden an einer subsyndromalen Ausprägung mit deutlichen Einbussen der psychosozialen Leistungsfähigkeit. 70-90% aller Frauen spüren prämenstruell einzelne Einbussen der psychosozialen Leistungsfähigkeit, erfüllen jedoch nicht die Kriterien für eine PMDS.

Warum ist die Beachtung und Diagnostik prämenstrueller Beschwerden wichtig für die Behandlung?
Es gibt einige somatische Krankheitsbilder, die sich während der prämenstruellen Phase deutlich verschlechtern können, u.a. Allergien, Asthma, Diabetes, Endometriose, multiple Sklerose, Epilepsie, Migräne. Psychische Krankheitsbilder, die deutlich von der prämenstruellen Phase beeinflusst werden können, sind: Depression, bipolare Störung, Dysthymie, Angst- und Zwangsstörungen, Substanzabusus und Bulimie.

Fazit für die Praxis:
Die diagnostische und fachgerechte Einordnung der gynäkologischen Entwicklungsphase, der Ausprägung der prämenstruellen Symptomatik und deren Einfluss auf das körperliche und psychische Wohlbefinden ist für die somatische und psychotherapeutische Behandlung unerlässlich. In ausgeprägten Fällen von PMDS sollte eine spezifische medizinische und psychotherapeutische Behandlung in Erwägung gezogen werden.

Literatur:

American Psychiatric Association (2013). DSM-V: Diagnostic and statistical manual of mental disorders. 5. Auflage. APA: Arlington.

Dorsch, V. (2018). Die prämenstruellen Syndrome PMS und PMDS. Gynäkologie, 51: 110-116.

Lic. phil. Misa Yamanaka-Altenstein