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Psychotherapeutische Behandlung von Zwangsstörungen

13. November 2024, Dr. phil. Lorena Eisenegger

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Neues Jahr – neues Glück?

Auch wenn mittlerweile im neuen Jahr schon einige Tage ins Land gezogen sind, ist es für Neujahrsvorsätze eigentlich nie zu spät. Es gibt unzählige Dinge, die wir uns für das Jahr 2022 vornehmen könnten: Mehr Sport treiben, weniger Zeit am Smartphone verbringen, bei der Arbeit eine Gehaltserhöhung anstreben, sich gesünder ernähren, weniger rauchen, etc… Aber steckt hinter allen diesen Vorsätzen nicht einfach unser Wunsch, im neuen Jahr möglichst glücklich zu sein?

Doch was bedeutet Glücklichsein? Beim Thema Glück handelt es sich um einen sehr komplexen Begriff. So kann Glück beispielsweise als positives Schicksalsereignis oder als eine erfreuliche Wendung verstanden werden. Glück kann aber auch eine tiefe Erfahrung der Freude und der Erfüllung sein. Glück oder eben das Glücklichsein kann nicht zuletzt auch als Zustand umfassender Lebenszufriedenheit gesehen werden, indem Wunsch und Wirklichkeit miteinander versöhnt sind. Von dieser letztgenannten Glücksdefinition gehe ich im Folgenden aus, wenn ich von Glück oder vom Glücklichsein schreibe.

Viele Menschen gehen davon aus, dass es einer Veränderung von äusseren Umständen bedarf, um glücklich zu sein. Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen wirken sich aber viele äussere Umstände, von denen wir uns grundlegende Veränderungen zum Guten erhoffen – wie zum Beispiel mehr Geld oder ein paar Kilos weniger -, kaum auf unser Glücksempfinden aus. So zeigen zahlreiche Studien, dass nur ungefähr 10 Prozent unseres Glücksniveaus von äusseren Umständen abhängig sind. Den grössten Einfluss auf unsere Lebenszufriedenheit haben wir selbst mit der Art, wie wir denken und wie wir uns verhalten. Das eigene Glück in die Hand zu nehmen ist natürlich einfacher gesagt als getan. Gerne möchte ich Ihnen aber ein paar Strategien auf den Weg geben, die Ihnen bei der Erhöhung Ihrer Lebenszufriedenheit hilfreich sein könnten.

  • Machen Sie das, was Ihnen gut tut; und nicht das, was (Sie annehmen, dass) andere von Ihnen erwarten

Viele von uns neigen dazu, Dinge zu tun, die von uns erwartet werde bzw. von denen wir annehmen, dass sie von uns erwartet werden. Dies, aus Angst davor, jemanden zu enttäuschen. Dabei geht oft vergessen, sich zu fragen, ob die Dinge, die wir tun, auch wirklich unseren Bedürfnissen entsprechen. Dies, obwohl genau die Dinge, die unseren eigenen Bedürfnissen entsprechen, diejenigen wären, die uns glücklich machen würden. Stellen Sie sich also bei dem, was Sie tun, folgende Fragen: Mache ich es, weil andere es von mir erwarten? Falls ja, nehme ich vielleicht sogar fälschlicherweise an, dass andere es von mir erwarten? Oder mache ich es, weil es wirklich meinem Bedürfnis entspricht? Es ist vermutlich gar nicht immer einfach herauszufinden, was denn nun eigentlich Ihrem Bedürfnis entspricht.Ein Hinweis darauf, dass Sie etwas tun, was ihrem Bedürfnis entspricht, ist das Erleben positiver Emotionen wie Freude, Stolz oder das „Flow-Erleben“ während der Handlung.

  • Seien Sie dankbar, für das, was Sie sind und für das, was Sie haben

Viele von uns richten im Alltag oft den Fokus darauf, was uns fehlt oder was anders sein müsste. Dabei vergessen wir, dankbar zu sein für all das, was wir sind und was wir haben. Mehr Dankbarkeit würde uns nicht nur dabei helfe, den Fokus auf die positiven Dinge in unserem Leben zu richten und diese auch zu geniessen. Dankbar zu sein würde auch dazu beitragen, unsere sozialen Beziehungen zu stärken –  dies, weil Dankbarkeit unsere Hilfsbereitschaft erhöht und wir uns, wenn wir dankbar sind, auch vermehrt bewusst machen, dass andere Menschen gut zu uns sind. Schreiben Sie sich also jeden Abend drei Dinge auf, die Sie tagsüber erlebt haben und für die Sie dankbar sind. Sie können beispielsweise dankbar sein für Begegnungen mit Menschen, für Gesten anderer, aber auch für schöne Erlebnisse oder für ihre ganz persönlichen positiven Eigenschaften.

  • Tun Sie anderen etwas Gutes

Neuere wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass gute Taten nicht nur dem Empfänger nutzen, sondern auch dem Geber. Dies ist sogar dann der Fall, wenn die gute Tat unangenehm ist und Sie keine Gegenleistung dafür erwarten können. Altruistische Grosszügigkeit aktiviert nämlich unser Belohnungssystem. Versuchen Sie also immer wieder anderen etwas Gutes zu tun; sei es jemandem ein Kompliment zu machen, den Müll auf der Strasse aufzuräumen, den jemand anderes liegen gelassen hat, für den Nachbarn einkaufen zu gehen, für ein soziales Projekt zu spenden oder jemandem einfach ein Lachen zu schenken.

 

  • Verurteilen Sie sich nicht für ihre negativen Emotionen, sondern versuchen Sie, deren Botschaft zu verstehen

In unserer (scheinbar) rationalen und leistungsorientierten Welt wird das Erleben und Zeigen negativer Emotionen oftmals als Schwäche abgetan. Dabei übersehen wir, dass uns nicht nur unsere positiven (z.B. Freude, Stolz), sondern auch unsere negativen Emotionen (z.B. Scham, Angst) stets eine wichtige Botschaft senden wollen. Während unsere positiven Emotionen darauf hinweisen, dass unsere Bedürfnisse befriedigt werden, weisen unsere negativen Emotionen darauf hin, dass unsere Bedürfnisse nicht erfüllt oder gar verletzt werden. Wenn Sie sich also für negative Emotionen verurteilen und Sie diese zu verdrängen versuchen, können Sie deren wichtige Botschaft gar nicht erst verstehen. Nur wenn Sie deren Botschaft wahrgenommen und verstanden haben, können Sie einen Umgang mit ihrem verletzten Bedürfnis finden und ihre Situation verändern. Versuchen Sie sich also immer wieder zu fragen, welche negativen Emotionen sie gerade spüren, was diese Ihnen sagen wollen und was Sie benötigen, um diese negativen Emotionen zu bewältigen.

Bei den oben genannten Strategien handelt es sich nur um eine kleine, im Alltag relativ gut umsetzbare Auswahl von möglichen Strategien, wie Sie ihr Glücksniveau erhöhen können. Manchmal ist es gar nicht so einfach, die oben beschriebenen Handlungsanweisungen umzusetzen oder die eigene Lebenszufriedenheit lässt – obwohl Sie die Strategien umsetzen – weiterhin auf sich warten. In solchen Situationen könnte es sich lohnen, mittels professioneller Hilfe den Ursachen für Ihr Unglücklichsein auf den Grund zu gehen und ganz persönliche Strategien zu finden, Ihre Lebenszufriedenheit längerfristig zu erhöhen. Ich wünsche Ihnen auf jeden Fall ein glückliches Jahr 2022.

Literaturangaben:

  • Dick, A. (2017). Durch Psychotherapie Freude, Vergnügen und Glück fördern. In: R. Frank (2017, 3. Auflage). Therapieziel Wohlbefinden. Berlin: Springer.
  • Lyumbomirsky, S. (2018). Glücklich sein. Warum Sie es in der Hand haben, zufrieden zu leben. Frankfurt / New York: Campus Verlag.

MSc Laura Just