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Psychotherapeutische Behandlung von Zwangsstörungen

13. November 2024, Dr. phil. Lorena Eisenegger

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Was, wenn wir Freunde so behandeln würden wie uns selber?

Stellen Sie sich vor, wie Sie mit sich sprechen, wenn Ihnen ein Missgeschick passiert, etwas nicht klappt oder es Ihnen nicht gut geht. Würden Sie mit Freunden auch so sprechen, wie Sie mit sich selber sprechen? Gemäss Studien hätten wohl viele von uns nicht mehr allzu viele Freunde, denn die Forschungsbefunde belegen, dass mehr als 75% der Bevölkerung in entwickelten Ländern mitfühlender mit anderen als mit sich selbst umgehen. Dabei gehen geringes Selbstmitgefühl und feindselige Selbstverurteilung mit mehr depressiven Symptomen, weniger guten Beziehungen und schlechteren Verläufen bei psychischen Störungen einher. Erhöhtes Selbstmitgefühl dahingegen korreliert durchgehend mit besserer körperlicher und psychischer Gesundheit und mit zufriedenstellenderen Beziehungen.

Oft berichteten die befragten Personen von der Befürchtung, durch einen mitfühlenderen Umgang mit sich fauler, selbstbesessener und zu verwöhnt zu werden. Studien belegen jedoch, dass wir uns dadurch

  • mehr bemühen Ziele nach einem Scheitern zu erreichen, wenn wir uns mit Selbstmitgefühl anstatt mit Selbstverurteilung motivieren,
  • eine höhere Belastbarkeit bei herausfordernden Lebensereignissen aufweisen,
  • eine höhere persönliche Verantwortung für eine gesunde Lebensführung haben,
  • eigene Fehler und Schwächen übernehmen sowie
  • bessere Beziehungen führen & gesündere Beziehungsmuster aufweisen.

Die Ergebnisse weisen darüber hinaus darauf hin, dass wir widerstandsfähiger werden und mehr Kapazitäten haben, für andere auf nachhaltige und authentische Weise da zu sein, wenn wir zuerst gelernt haben, unsere eigenen Bedürfnisse zu erfüllen. Besonders Personen in helfenden Berufen oder Menschen mit pflegebedürftigen Angehörigen profitieren von mehr Selbstmitgefühl, denn man kann nur aus „einem vollem Gefäss etwas ausschenken“.

Literatur:

Neff, K.D. (2003). Self-compassion: An alternative conceptualization of a healthy attitude toward oneself. Self and Identity, 2, 85-102.

Zessin, U., Dickhäuser, O., & Garbade, S. (2015). The Relationship Between Self-Compassion and Well-Being: A Meta-Analysis. Applied Psychology: Health and Well-Being, 7(3), 340-364.

Lic. phil. Andrea Bender