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Psychotherapeutische Behandlung von Zwangsstörungen

13. November 2024, Dr. phil. Lorena Eisenegger

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Prävention der Depression

‚Vorbeugen ist besser als Heilen’: Prävention spielt im Gesundheitswesen immer noch eine untergeordnete Rolle. Gerade wenn es um die Finanzierung geht, wird in der Regel nur kurzfristig gedacht (keine neuen Kosten), obwohl präventive Massnahmen sowohl viel Leid wie auch viel Kosten sparen könnten.

Depressive Störungen z.B. sind häufig, Erhebungen (CH und D) gehen davon aus, dass ca. 8% der Bevölkerung unter Depressionen leiden, die letzte Erhebung des Bundesamtes für Statistik (2017) geht bei jungen Menschen (ab 15 Jahren) sogar von 13% aus. Depressive Störungen beeinflussen auch den Verlauf somatischer Erkrankungen negativ und gehen mit erhöhtem Suizidrisiko einher.
Auf der Suche nach präventiven Strategien liegt die Frage nach Ursachen nahe, die grösste Bedeutung kommt dabei dem Vulnerabilitäts-Stress-Modell zu: das Verhältnis von angeborenen (und früh erworbenen) Vulnerabilitäten und ‚äusseren’ Stressoren auf der einen sowie protektiven Faktoren (Kompetenzen, förderliche Umweltbedingungen) auf der anderen Seite bestimmt die Wahrscheinlichkeit, psychisch zu erkranken. Viele Risiko- und Schutzfaktoren gelten sowohl für Depressionen wie auch für andere psychische Störungen.

Ausgehend von diesen Erkenntnissen werden neben der Frage der Behandlung von Depressionen zunehmend Massnahmen und Programme zur Prävention der Depression und zur Förderung der Resilienz entwickelt und evaluiert. Diese Interventionen beziehen sich auf verschiedene Bereiche:

  • Lebensstilinterventionen (z. B. körperliche Aktivität und Bewegungsförderung, Schlafhygiene),
  • Soziale Interventionen (z.B. Stärkung der sozialen Aktivitäten, Stabilisierung von sozialen Beziehungen und sozialer Unterstützung),
  • Psychologische Interventionen (z.B. Stressmanagement, Förderung positiver Aktivitäten, Erhöhung der Entspannungs- und Genussfähigkeit, Föderung der Resilienz).

Diese Programme haben unterschiedliche Schwerpunkte und Ausgestaltung, je nach Lebensabschnitten, in denen sich die Betroffenen befinden: Kinder und Jugendliche, Erwachsene im Arbeitsleben, ältere Menschen sowie Menschen, die besonderen Risikogruppen angehören (z.B. chronisch körperlich Kranke, Frauen nach Entbindung, Kinder psychisch kranker Eltern, Pflegende, Geflüchtete, Arbeitslose).
Bei Kindern und Jugendlichen ist die Schule geeignet zur Implementierung von Präventionsmassnahmen. Verschiedene Studien zeigen, dass nach präventiven Massnahmen das Depressionsrisiko bis zu 9% geringer war, Interventionen wie z.B. verstärkte Involvierung in positive Aktivitäten zur Verbesserung der Stimmung und Erkennen von dysfunktionalen Gedanken/Einstellungen (z.B. katastrophierende Gedanken) und ihrer Auswirkung auf die Stimmung.
Bei Erwachsenen kommt der Arbeitswelt eine grosse Bedeutung zu. Um einzuschätzen, ob das Verhältnis von Anforderungen und Disposition/Konstitution der Gesundheit zu- oder abträglich ist, werden folgende Bereiche unterschieden: Arbeitsbelastung / Handlungsspielraum / Anerkennung/ Gemeinschaftsgefühl / Gerechtigkeit / Werte. Es gibt bisher nicht viele Studien, doch es zeigten sich positive Effekte vor allem durch Erweiterung des Handlungsspielraums, Förderung der körperlichen Aktivität und durch Stressmanagementprogramme.
Bei älteren Menschen zeigten v.a. die Förderung sozialer Aktivitäten einen signifikanten positiven Effekt auf depressive Symptome.

Insgesamt deuten viele Studien neben der Bewegungsförderung auf vier grundsätzliche präventive Interventionsstrategien hin:

  • Training sozialer Fertigkeiten
  • Erhöhung der sozialen Unterstützung
  • Ausweitung der Möglichkeiten zur sozialen Kontaktgestaltung
  • Auflösung dysfunktionaler sozialer Kognitionen.

Vielversprechend sind auch Online-Selbstmanagement-Programme (die zusätzlich den Vorteil haben, kostengünstig zu sein).

Literatur:

Koschig, M., Conrad, I., Riedel-Heller, S. (2019): Prävention der Depression. Ansätze, Evidenz und Beispiele guter Praxis.. In: Psychotherapeut 2019, 1: 04-08.

Bundesamt für Statistik: https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/gesundheit/gesundheitszustand/psychische.html

Lic. phil. Barbara Heiniger Haldimann