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Psychotherapeutische Behandlung von Zwangsstörungen

13. November 2024, Dr. phil. Lorena Eisenegger

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Sich in der Psychotherapie wohl fühlen

Bei der ersten Sitzung bei einem Psychotherapeuten, stellen sich viele Patienten die Frage, ob Sie sich in der Beziehung zu Ihrem Therapeuten wohl fühlen. Von einigen Patienten habe ich schon explizit gehört: „Ich habe mich bei Ihnen wohl und verstanden gefühlt.“

Was sagt die Wissenschaft zu diesem Faktor?

Lange wurde die Beziehung zwischen Therapeut und Patient sowie ihr Einfluss auf den Behandlungserfolg vernachlässigt. Seit einigen Jahren rückt sie jedoch stärker in den Fokus des Interesses.

Gerade bei psychischen Störungen können im Therapieprozess in gewissen Phasen auch unangenehme Gefühle aktivieren werden. In diesen Momenten ist eine gute Therapiebeziehung besonders bedeutsam, um gut weiterarbeiten zu können.

Unter der Leitung von Prof. Christoph Flückiger und mit Beteiligung von Forschenden aus 17 Ländern hat eine Taskforce der American Psychological Association (APA) eine Serie von Meta-Analysen durchgeführt. Untersucht wurden knapp 400 empirische Studien zum Zusammenhang von Therapiebeziehung und Behandlungserfolg. Die Auswertungen zeigen, dass sich die Qualität der Therapiebeziehung in fast allen bestehenden Studien als robuste Prognose für den Therapieerfolg erwies und zwar über die verschiedenen Therapieansätze, Erfolgsmessungen, Patientencharakteristika und Länder hinweg.

„Psychische Störungen werden dann besonders erfolgreich behandelt, wenn Therapeutin und Patient innerhalb einer vertrauensvollen Beziehung zielgerichtet zusammenarbeiten“, fasst Flückiger zusammen. Innerhalb dieser therapeutischen „Arbeitsallianz“ verständigen sich beide Seiten über die Aufgaben, das Vorgehen und die Ziele der Therapie und arbeiten gemeinsam auf diese hin.

In der wissenschaftlichen Debatte zum Thema wurde verschiedentlich die Vermutung geäussert, dass die Arbeitsallianz und der damit zusammenhängende Therapieerfolg bloss eine Begleiterscheinung anderer Faktoren seien. Als mögliche Einflüsse wurden zum Beispiel früherer Behandlungserfahrungen, Symptomstärke, die therapeutische Ausrichtung oder auch die Fortschritte während des Therapieprozesses diskutiert. Die Taskforce um Christoph Flückiger fand jedoch keinerlei Hinweise darauf, dass diese Faktoren die Bedeutung der Arbeitsallianz für den Therapierfolg schmälern könnten.

Was die Ergebnisse hingegen unterstreichen, ist, dass die frühe Phase der Therapie für den Behandlungserfolg entscheidend ist. „In dieser frühen Phase stehen Symptomschwere und Arbeitsallianz in einem positiven wechselseitigen Verhältnis zueinander, was häufig zu einer Aufwärtsspirale führt“, führt Flückiger aus. Sprich: Eine starke vertrauensvolle Beziehung zwischen Therapeut und Patient hilft, die Symptome zu reduzieren, was umgekehrt wiederum die therapeutische Beziehung stärkt.

Diese Resultate unterstreichen, was schon Grawe postulierte, dass ein zentraler Wirkfaktor therapeutischer Veränderung die therapeutische Beziehung ist.

Zusammengefasst sind also eine vertrauensvolle Beziehung und eine gezielte Zusammenarbeit zwischen Therapeut und Patient für eine erfolgreiche Behandlung psychischer Erkrankungen zentral.

Quelle:

Medienmitteilung vom 12.08.2020, Prof. Dr. Christoph Flückiger

Weiterführende Literatur:

Flückiger, C., Rubel, J., Del Re et al. (2020). The reciprocal relationship between alliance and early treatment symptoms: A two-stage individual participant data meta-analysis. Journal of consulting an Clinical Psychologiy, 88(9), 829-843. DOI: 10.1037/ccp0000594 

Flückiger, C., Del Re, A. C., Horvath, A. O. et al. Assessing the alliance-outcome association adjusted for patient chracteristics an treatment processes: A meta-analytic summary of direkt comparisons. Journal of counseling Psychology, 26 March 2020, DOI: 1027/cou0000424

Grawe, K. (1998). Psychologische Psychotherapie. Göttigen: Hogrefe.

                                                Lic. phil. Uta Liechti Braune,

Eidgenössische Psychotherapeutin