Es hat noch einige Plätze frei im SoA-Seminar:

Psychotherapeutische Behandlung von Zwangsstörungen

13. November 2024, Dr. phil. Lorena Eisenegger

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Psychotherapie – ein weites Feld: Ausblick auf die State of the Art Seminare 2020

Psychotherapie ist ein ‚weites Feld’ mit sehr vielen unterschiedlichen Bereichen, Perspektiven und Facetten, die diese Tätigkeit so interessant machen. Es gibt immer wieder neue Themen zu entdecken oder die Sicht auf bereits Bekanntes zu erweitern. Der Transfer von wissenschaftlich fundierten und bewährten Konzepten und Methoden in die alltägliche Praxis gelingt oft nicht optimal, immer noch besteht ein ‚Gap’ zwischen Forschung und Praxis.
Seit Jahren organisieren wir daher viermal im Jahr sogenannte State of the Art Seminare für praktisch tätige Psychotherapeuten/innen und versuchen damit etwas dazu beizutragen, diesen ‚Gap’ zu verkleinern.

Nächstes Jahr beginnen wir am 18. März 2020 mit dem Thema ‚Rechtliche Aspekte in der Psychotherapie’ (durchgeführt vom Psychiater Dr. med. Claus Damas zusammen mit der Anwältin Lic. iur. Mirjam Barmet), da Psychotherapie nicht in einem luftleeren Raum stattfindet, sondern eingebettet ist in unser Rechtssystem, damit verbunden in die Zusammenarbeit mit Behörden und Versicherungen, was z.T. auch ein anspruchsvolles Spannungsfeld ergeben kann zwischen psychotherapeutischen und rechtlichen Fragen. Wichtige Themen sind dabei beispielsweise Autonomie, Datenschutz, Beurteilung von Urteils- und Arbeitsfähigkeit, Schweige- und Auskunftspflicht, d.h. ein komplexes ‚System’, das bei Psychotherapeuten/innen zu Verunsicherung führen kann.

Der einzelne Mensch ist aber auch eingebettet in ein interpersonelles System, viele Anliegen, Schwierigkeiten können nicht verstanden und behandelt werden ohne Einbezug der nächsten Bezugspersonen, gerade Paarprobleme stellen oft eine sehr grosse Belastung dar. Das zweite State of the Art Seminar am 26. Mai 2020 beschäftigt sich daher mit diesem Thema. Unter dem Titel ‚Paartherapie im Hier und Jetzt: den lebendigen Augenblick nutzen’ mit Prof. Dr. Marcel Schär widmet sich diesem Thema, hauptsächlich auch unter dem Aspekt, wie die Eskalation von Paarproblemen (wir sprechen dabei vom Wirkfaktor ‚Problemaktivierung’) innerhalb therapeutischer Sitzungen als Ressource für die Bewältigung (Wirkfaktor ‚Problembewältigung’) genutzt werden kann.

In den letzten Jahren hat das Konzept von ‚Achtsamkeit’ sowohl in der Behandlung wie auch in der Forschung im Zusammenhang mit psychischen Störungen zunehmend an Bedeutung gewonnen. Im dritten State of the Art Seminar ‚Achtsamkeit, Depression und Embodiment – ein Blick in die Forschung und Anwendung’ mit Prof. Dr. Johannes Michalak am 16. September 2020 werden Konzepte, Methoden und Forschungsergebnisse vorgestellt mit dem Schwerpunkt Arbeit mit depressiven Patienten und Einbezug des Körpers. Psychische Prozesse können nicht losgelöst vom Körper betrachtet werden, wir sind alle nicht nur ‚geistige’, sondern auch ‚körperliche’ Wesen. Psychische Probleme haben Auswirkungen auf körperliche Prozesse und umgekehrt. Achtsamkeitsübungen sind sehr körperorientiert und setzen daher sowohl bei psychischen wie körperlichen ‚Vorgängen’ (‚Embodiment’) an.

Das vierte State of the Art Seminar ‚Transkulturelle Aspekte in der Psychotherapie’ mit PD Dr. Eva Heim am 18. November 2020 setzt sich schliesslich mit der Thematik auseinander, dass alle Menschen geprägt sind von ihrem jeweiligen kulturellen Kontext und dass auch unsere Diagnosesysteme (ICD / DSM) in einem bestimmten kulturellen Kontext definiert wurden, daher können sie nicht problemlos auf alle kulturelle Gruppen übertragen werden. Kulturelle Faktoren beeinflussen, wie psychische Symptome wahrgenommen und bewertet werden und welche Konzepte vorherrschen über psychisches und körperliches ‚Funktionieren’ (‚kulturelle Leidenskonzepte’). Es geht darum, dass Psychotherapeuten/innen ihre Sicht erweitern, v.a. für die Arbeit mit Menschen aus anderen kulturellen Kontexten und evidenzbasierte psychotherapeutische Methoden kennenlernen, die die Leidenskonzepte und spezifischen Bedürfnisse unterschiedlicher kulturellen Gruppen berücksichtigen.

Diese Komplexität und Vielfältigkeit ist es doch, was die psychotherapeutische Arbeit, aber auch überhaupt die Begegnung mit Menschen so bereichert!

Weitere Informationen zu den State of the Art Seminaren siehe
Homepage des Klaus-Grawe-Instituts: https://www.klaus-grawe-institut.ch/category/news/

Lic. phil. Barbara Heiniger Haldimann